Hauptgrund für diese Veränderung waren die
nachfolgenden Wasserbaumaßnahmen:
Die große Achenkorrektur lies wenig ökologisches Verständnis
erkennen. Statt dem geschwungenen Lauf des Flusses in gehörigem
Abstand mit niedrigen Uferbefestigungen und Auwald bestandene
Überschwemmungszonen von einigen hundert Metern Breite vorzusehen,
hat man zwischen engen Deichen extrem begradigt.
1944
Bei einem Hochwasser riss die Ache das Ende des östlichen Deiches
weg und verlagerte ihren Hauptarm nach Osten in Richtung Hirschauer
Bucht. Die Natur schuf den Achenarm, dessen Renaturierung wir heute
fordern. Ab dieser Zeit wurde wieder der feine Sand in die
Hirschauer Bucht gespült
und entwickelte sich der
Badestrand, den viele der älteren Grabenstätter aus ihrer Kindheit
in Erinnerung haben.
1969
die Durchbruchstelle
wurde wieder geschlossen.
Die Auswirkungen dieser
Maßnahmen war enorm:
1. Beginn der Verschlammung und beschleunigte Verlandung der Hirschauer Bucht
Der bisherige Eintrag von feinem Sand über den Hirschauer-Bucht-Achenarm und die umfassende Reinigung bei Hochwasser von Holzstämmen, Müll, Schwebstoffen etc. entfiel. Tausende von Kubikmetern Holz und Schlamm lagern sich seither dort ab und führen zu beschleunigter Verlandung und Verschlammung. Durch das Abtrennen des Achenarms entfiel auch die beständige Einbringung von „Frischwasser“ und Wasserbewegung, so dass das nunmehr weitgehend stehende Gewässer der Hirschauer Bucht, begünstigt durch das erhöht eutrophe Wasser aus dem dort mündenden Mühlbach, Rotgraben und Mooskanal, zu erhöhter Algenbildung und Verschlammung führte.
2. Es wurde ein Grundstein für die Überschwemmung im Juni diesen Jahres gelegt
Durch
Abtrennung des Achenarmes wurde ein kontrollierter und zügiger
Abtransport des Hochwassers verhindert. Kurz nach dem Dammbruch
Anfang Juni wurde festgestellt, dass ein ganz erheblicher
Höhenunterschied von mindestens 1m zwischen der Wasseroberfläche des
abgetrennten Achenarms und der Ache bestand. Demgemäß versuchte die
Ache auch bei diesem Hochwasser, wie 1944, den Achendamm zu
durchbrechen und sich den Weg Richtung Hirschauer Bucht zu suchen.
Leider gelang ihr dies nur zu einem ganz geringen Teil, da der
Zufluss mit riesigen Baumstämmen verstopft ist.
Während in der Zeit vor menschlichen Eingriffen die Tiroler Ache bei
Hochwasser die mitgebrachten Materialien in den Auwäldern ablagern
konnte, führte die kanalisierende Maßnahme der Achenkorrektur zu
einer Hochwassergefahr, die sich Anfang Juni
2013
dramatisch realisierte.
3. Beschleunigte Verlandung und Entzug der Grundlage für die Auwälder
Weiter wurden durch die vorgenannte zu enge Bedeichung und die Schließung des Achenarmes der Ache die Möglichkeit entzogen, über größere Flächen kontrolliert Geschiebe und Sand abzulagern, so dass diese verstärkt in den Chiemsee gelangen und dessen Verlandung beschleunigen. Schließlich wurde durch Trockenlegung mittels Dammbildung vor den Auwäldern und dem Achenarmverschluss den Auwäldern die Grundlage weitgehend entzogen.
1985
führte die vorgenannte Entwicklung dazu, dass das
Wasserwirtschaftsamt Traunstein einen Bauentwurf für die Öffnung
dieses Altwasserarmes aufstellte („um der Ache eine räumlich
begrenzte Möglichkeit zur Ausuferung einzuräumen und hierdurch
wenigstens einen Teil des schwimmenden Unrats sowie die Schwemm- und
Schwebstoffe zurückzuhalten, bevor sie den See erreichen“). 1990
wurde das Planfeststellungsverfahren aber ausgesetzt.
Die Entwicklung der Hirschauer Bucht seit Schließung des Achenarms
und die dramatische Überschwemmung Anfang Juni diesen Jahres zeigen
aber, der Vorstoß des Wasserwirtschaftsamts aus dem Jahr 1985 und
der Vorstoß der Tiroler Ache selbst aus dem Jahr 1944 und erneut im Juni
2013, richtig waren und weiter richtig sind.
Die Veränderung der Hirschauer Bucht waren
unserer Meinung nach nicht schicksalhaft sondern durch die
vorgenannten Baumaßnahmen, zu enge Bedeichung und Schließung des
Achenarms, bedingt. Die Fehler der Vergangenheit können unserer
Meinung nach mit einer Zurückverlegung der Achendämme im Bereich
nördlich der Autobahn bis zum Chiemsee sowie der Öffnung des
Achenarms - wenigstens teilweise - wieder berichtigt werden.